Warum Insektenöl?

Kennst du das? Du stehst in deiner Küche, greifst zur Flasche Olivenöl – und nach kurzer Zeit schmeckt es ranzig oder langweilig. Mir ging es neulich genauso, als ich wieder einmal mein Salatdressing zubereiten wollte. Und dann stolperte ich online über Insektenöl. Klingt ungewöhnlich, oder? Ich war erstmal skeptisch, doch die Neugier siegte. Mittlerweile nutze ich es regelmäßig, weil es meinem Essen eine nussig-frische Note verleiht und dabei richtig nachhaltig ist. In diesem Artikel erfährst du, was Insektenöl genau ist, wie du es herstellst, worin sein Potenzial für Küche und Kosmetik liegt und wie du es am besten lagerst.


Was ist Insektenöl?

Insektenöl entsteht, wenn man die Fette von essbaren Insekten, zum Beispiel Mehlwürmern oder Schwarzen Soldatenfliegen-Larven, gewinnt. Diese Öle enthalten:

  • Gesunde Fette: einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren
  • Vitamine: vor allem Vitamin A und E
  • Mineralstoffe: wie Zink und Eisen als Spurenelemente

Im Vergleich zu herkömmlichen Pflanzenölen punktet Insektenöl mit einem besonders ausgewogenen Fettsäurespektrum. Weil die Insektenfette bei niedriger Temperatur gewonnen werden, bleiben die wertvollen Nährstoffe erhalten und das Öl schmeckt angenehm mild-nussig.


Herstellung Schritt für Schritt

Die Herstellung von Insektenöl ist anspruchsvoll, aber du kannst sie in kleinen Chargen selbst ausprobieren. Hier eine Übersicht:

SchrittBeschreibung
1. Auswahl der InsektenEntscheide dich für essbare Arten (z. B. Mehlwürmer, Soldatenfliegenlarven) aus geprüfter Zucht.
2. TrocknenTrockne die Insekten bei 60–70 °C im Dörrautomaten oder Backofen, damit sie brüchig werden.
3. MahlenZermahle die getrockneten Insekten zu feinem Mehl, um Zellstrukturen aufzubrechen.
4. FettgewinnungGib das Mehl in ein Ölauszugssystem (z. B. mit CO₂-Extraktion oder Kaltpressung).
5. FilternFiltere das gewonnene Öl durch feine Tücher, um Rückstände zu entfernen.
6. AbfüllenFülle das Öl in dunkle Glasflaschen ab und verschließe sie luftdicht.

Ich habe einmal eine einfache Heißwasser-Extraktion ausprobiert: Ich übergoss das Mehlwurm-Pulver mit heißem, jedoch nicht kochendem Wasser und ließ es zehn Minuten ziehen. Anschließend filtrierte ich das Gemisch durch einen Kaffeefilter. Das Ergebnis war kein reines Öl, aber ein Fett-Wasser-Gemisch, das sich nach Abkühlen in zwei Schichten aufteilte. Die obere Schicht schöpfte ich ab und testete sie im Salat – überraschend lecker!


Einsatz in der Küche

Insektenöl bringt neuen Schwung in deine Kochroutine. Du kannst es verwenden:

AnwendungVorteil
SalatdressingsVerleiht einen nussigen, aromatischen Geschmack
MarinadenMacht Fleisch, Fisch oder Tofu saftiger und würziger
Pesto & DipsSteigert die Cremigkeit und fügt ein feines Umami-Aroma hinzu
Braten & DünstenHitzestabil bis ca. 180 °C, perfekt für Gemüsepfannen und Woks
BackenErsetzt Butter in herzhaften Broten oder nussigem Gebäck

Mein Tipp: Rühre 1 EL Insektenöl unter dein Pesto, zusammen mit Basilikum, Pinienkernen und Parmesan. So sorgst du für eine überraschende Tiefe und zusätzliche Nährstoffe.


Insektenöl in Kosmetik

Weil Insektenöl reich an Vitamin E und ungesättigten Fettsäuren ist, eignet es sich hervorragend für Hautpflege:

  • Gesichtsöl: Mische 5 TL Insektenöl mit 1 TL Jojoba- oder Mandelöl.
  • Haarserum: Gib ein paar Tropfen ins handtuchtrockene Haarspitzen.
  • Lippenbalsam: Erwärme 2 TL Bienenwachs mit 3 TL Insektenöl und einem Tropfen ätherischem Öl.

So pflegst du Haut und Haar schonend, natürlich und nachhaltig.


Tipps für die Lagerung

Damit dein Insektenöl lange frisch bleibt, beachte folgende Hinweise:

TippWarum?
Kühl lagern (10–18 °C)Verhindert Ranzigwerden durch langsame Oxidation
Dunkle, luftdicht verschlossene FlascheSchützt vor Licht- und Sauerstoffeinfluss
Nach jedem Gebrauch Flaschenhals abwischenVerhindert Schimmelbildung am Rand
Innerhalb von 3–6 Monaten verbrauchenMinimiert Qualitätseinbußen

Fazit & Rezeptidee

Fazit: Insektenöl bietet dir eine echte Innovation: Du erhältst ein mild-nussiges, gesundes Öl mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Während du mit herkömmlichen Pflanzenölen nur eine Nährstoffquelle abdeckst, profitierst du mit Insektenöl von einem breiteren Spektrum an Gesundheitsvorteilen – und tutest dabei etwas Gutes für die Umwelt.

Rezeptidee – Insektenöl-Citrus-Dressing:

  • 3 EL Insektenöl
  • 1 EL frisch gepresster Orangensaft
  • 1 TL Honig oder Ahornsirup
  • 1 TL Senf
  • Salz, Pfeffer, Chili nach Geschmack

Alle Zutaten in ein Schraubglas geben und kräftig schütteln. Das Dressing passt perfekt zu Rucolasalat, Granatapfelkernen und gerösteten Nüssen – probier’s aus!


FAQ

1. Ist Insektenöl sicher für Allergiker?
Wenn du gegen Krustentiere allergisch bist, teste erst eine kleine Menge. Insekten und Krebstiere teilen ähnliche Proteine.

2. Wo kann ich essbare Insekten beziehen?
Kaufe sie bei seriösen Züchtern oder in Bio-Shops, die auf EU-zertifizierte Produkte achten.

3. Wie unterscheidet sich Insektenöl geschmacklich von Olivenöl?
Insektenöl schmeckt eher nussig-mild und enthält weniger Bitternoten als Olivenöl.

4. Kann ich das Öl roh und ungefiltert verwenden?
Theoretisch ja, aber eine Filtration entfernt Partikel, sorgt für längere Haltbarkeit und sauberere Textur.

5. Lohnt sich der Aufwand zur Eigenherstellung?
Ja, wenn du neugierig bist und Wert auf DIY-Projekte legst. Für größere Mengen empfehlen sich professionelle CO₂-Extraktionsanlagen.

Von Michael

Als leidenschaftlicher Koch mit Gastronomieerfahrung, der immer auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen ist. Mich treibt dabei vor allem die Frage um, wie wir nachhaltig, gesund und trotzdem richtig lecker essen können. Deshalb züchte ich sogar privat meine eigenen Mehlwürmer – nicht nur, um damit neue Rezepte auszuprobieren, sondern auch als natürliche und proteinreiche Ergänzung fürs Hundefutter. Für mich sind Insekten alles andere als abwegig, eher eine faszinierende Alternative zu Fisch oder Hühnchen. Ich freue mich darauf, wenn du gemeinsam mit mir die Welt der Insektenküche entdeckst und wir unseren Horizont in Sachen Kochen und Genießen erweitern. Nur wenn wir offen für Neues bleiben, gestalten wir unsere Ernährung wirklich zukunftsfähig und bringen dabei jede Menge Spaß und Genuss auf den Teller.